Erste vs. zweite vegane Schwangerschaft: Was ist anders?
- mitbauchgefuehl | Verena
- 10. Dez. 2024
- 6 Min. Lesezeit
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Ihr Lieben, lang ist's her seit dem letzten Blogpost. Und vieles ist passiert. Wie die Überschrift bereits verrät, wächst seit einigen Wochen ein kleines Wunder in mir heran: unser zweites Wunder! In meiner ersten Schwangerschaft war alles so neu, so aufregend, so besonders. Nicht, dass ich es diesmal nicht als aufregende und schöne Zeit empfinde, aber irgendwie läuft diese Schwangerschaft anders ab.
Warum das so ist, wie diese zweite Schwangerschaft sich von der ersten unterscheidet und welche Gefühle und Gedanken mich seit einigen Wochen begleiten, teile ich in diesem Blogpost mit dir. Viel Freude beim Lesen!

Der zweite Strich
Während der berühmte zweite Strich auf dem positiven Schwangerschaftstest in meiner 1. Schwangerschaft für Freudenschreie und Freudentänze bei mir geführt hat, ging es diesmal entspannter zu. Der zweite Strich war sofort sichtbar, als ich auf den Teststreifen gepinkelt hatte und ich fühlte mich innerlich ruhig und bestätigt. Immerhin hatte ich die Tage davor eindeutige Anzeichen und Gelüste und war mir sicher, dass der Test so ausfallen würde. Mein Partner und ich haben uns gefreut, aber leise. Auch deshalb, weil mein Sohn zum Zeitpunkt des Testergebnisses bei uns war und wir diese Nachricht erstmal für uns behalten wollten.
Die Gefühlslage
Ich bin in dieser zweiten Schwangerschaft irgendwie gelassener. Ich weiß, was auf mich zukommt und worauf ich mich einstellen kann. Was ich jedoch nicht wusste ist, wie wenig Zeit man eigentlich seinem Babybauch und der Vorfreude auf dieses neue, noch so kleine Leben widmet. Der Grund dafür ist einfach: der Alltag mit dem ersten Kind dominiert.
Denn natürlich haben wir unseren Alltag und unsere genauen Abläufe. Und durch meinen kleinen Wirbelwind bleibt mir am Tag nur wenig Verschnaufpause. Ich bin mir zwar meiner Schwangerschaft auch tagsüber bewusst, aber oft wird mir erst nach dem Duschen, wenn ich meinen Bauch eincreme, so richtig klar, was da eigentlich gerade in mir passiert. Und nicht nur in mir, auch äußerlich gibt es eindeutige Anzeichen.
Die körperlichen Veränderungen
Mein Bauch wächst gefühlt doppelt so schnell wie in der ersten Schwangerschaft. So, als ob mein Körper ganz genau wüsste, wohin er alle Organe verschieben muss, damit ein Baby gemütlich darin wohnen kann. Und dieses Plätzchen richtet er sich schon seit der 10. Woche ein und lässt mich fühlen, als wäre ich doppelt so schwanger, wie ich eigenlich bin. Hierin liegt gleichzeitig ein großer Unterschied zur 1. Schwangerschaft: mich stört das nicht. Ich freue mich über jeden Zentimenter Bauch, denn jeder Zentimenter bedeutet mehr Leben in mir. In meiner ersten Schwangerschaft kam mir diese körperliche Veränderung befremdlich vor.
Heute weiß ich, was für ein Wunder mein Körper damals geleistet hat, indem er ein Kind genährt, ihm Geborgenheit geschenkt, es geboren, gesäugt und sich wieder zurückgebildet hat. Es ist das Normalste der Welt und diese Mechanismen laufen ganz automatisch ab. Allein deshalb bin ich voller Vertrauen und Zuversicht, dass es auch diesmal so von statten gehen wird und ich habe größten Respekt vor meinem Körper.
Die Belastungen des Alltags
Was mir echt schwer fällt ist, die körperliche Belastung so gering wie möglich zu halten. Denn natürlich möchte mein Sohn getragen werden und natürlich muss ich ihn hier und dort hinaufheben, wenn er es alleine nicht schafft. Ich merke, dass ich körperlich schneller an meine Grenzen komme, sich mein Rücken schneller meldet und ich öfter Pausen brauche. Und die versuche ich mir zu nehmen, indem ich beim Spielen mit meinem Sohn im Bett sitze oder liege und indem ich manche Dinge nur noch meinen Partner machen lasse - z.B. der Rakete beim Laufradfahren hinterherzujagen.
Ich merke auch, dass ich abends unendlich müde bin und keine Kapazitäten mehr habe, irgendetwas anderes zu tun, außer herumzuliegen. Oft schlafe ich bereits bei der Einschlafbegleitung meines Sohnes ein, was mir früher nie passiert wäre. Wenn ich dann auf der Couch liege, tut es mir sehr gut, die Zeit mit lesen zu verbringen. Ich weiß nicht, wieviele Bücher ich in diesem ersten Trimester verschlungen habe, aber es waren einige. Die Art, ganz analog runterzufahren und in einen natürlichen Entspannungsmodus zu kommen, entschleunigt mich ungemein.

Die vegane Ernährung
In meiner ersten Schwangerschaft hatte ich viel mehr Zeit und Ressource, meine Mahlzeiten sorgfältig zu planen. Jetzt stehen schnelle und alltagstaugliche Gerichte im Vordergrund - und diese müssen natürlich für die ganze Familie passen. Gar nicht so einfach. Vor allem im ersten Trimester, wo mir häufig übel war, zählte kochen nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
Daher haben wir versucht, es einfach und simpel zu halten. Abends gab es häufig Brot mit diversen Aufstrichen und Salaten oder einfach eine warme Suppe. Unterwegs habe ich mich oft an den Snacks meines Sohnes bedient: Müsliriegel, Maroni oder Salzstangen waren immer vorhanden, wenn es mal schnell gehen musste.
Selbstverständlich habe ich auch in dieser veganen Schwangerschaft die wichtigen Nahrungsergänzungsmittel zu mir genommen. Im ersten Trimester waren das insbesondere Folsäure, Jod, Vitamin B12, Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA), Vitamin D, Selen, Cholin.
Folsäure
Diese hat in der Schwangerschaft einen besonderen Stellenwert, da sie unter anderem für die Neubildung und Teilung der Körperzellen verantwortlich ist. Ein Folatmangel während der Schwangerschaft kann zu Neuralrohrdefekten - also schwerwiegenden Fehlbildungen des Gehirns, der Wirbelsäule oder des Rückenmarks des ungeborenen Babys führen. Deshalb sollte vor allem vor und zu Beginn der Schwangerschaft auf eine ausreichende Folsäurezufuhr zu achten.
Jod
Jod ist wesentlich für Bildung der Schilddrüsenhormone und für die Gehirnentwicklung des Embryos und der Bedarf ist in der Schwangerschaft erhöht. Ich habe daher meine Speisen mit jodiertem Speisesalz gewürzt und zusätzlich auch Jod supplementiert.
Vitamin B12 in der veganen Schwangerschaft
Dass Vitamin B12 in der veganen Ernährung zuverlässig supplementiert werden muss, ist klar. Auch in der Schwangerschaft ändert sich das selbstverständlich nicht! Ein B12-Mangel steigert unter anderem das Risiko für schwere neurologische Schädigungen beim Kind und das ist ein Risiko, das man weder eingehen möchte noch muss. Daher muss Vitamin B12 weiterhin in einer angemessenen Dosierung supplementiert werden.
Omega-3-Fettsäuren (EPA & DHA)
Fettsäuren spielen eine entscheidende Rolle für das Wachstum des Fötus. Dabei kommt es allerdings darauf an, die richtigen Fette aufzunehmen – nämlich solche, die unser Körper wirklich braucht. Besonders wichtig sind in der Schwangerschaft die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, da sie wesentlich zur Entwicklung von Gehirn und Augen des Babys beitragen. Da ich als Veganerin auf Fisch verzichte, setze ich seit langem auf hochwertiges Algenöl, das diese essenziellen Fettsäuren liefert. Zwar kann unser Körper EPA und DHA aus Alpha-Linolensäure (zum Beispiel aus Leinöl) selbst bilden, jedoch ist unklar, wie viel davon tatsächlich in diese wichtigen Fettsäuren umgewandelt wird – und meistens bleibt die Menge recht gering. Um sicherzugehen, wird vegan lebenden Schwangeren daher die zusätzliche Einnahme von DHA-reichem Mikroalgenöl empfohlen. Da mir in der ersten Zeit von purem Öl übel wurde, habe ich auf Algenölkapseln gesetzt. Die habe ich super vertragen!
Vitamin D
Vielleicht kennt ihr diesen Spruch: "Jede Schwangerschaft kostet einen Zahn." Dem ist natürlich nicht so, wenn man sich zu helfen weiß. Da sich ein Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft negativ auf den Kalziumstoffwechsel und somit auf Knochen und Zähne auswirken kann, ist auch hier eine Supplementierung sinnvoll.
Selen
Selen ist ein oft unterschätztes Spurenelement, das während der Schwangerschaft eine wichtige Rolle spielt. Es unterstützt die Funktion der Schilddrüse, die in dieser Zeit besonders beansprucht wird, und trägt zum Schutz der Zellen vor oxidativem Stress bei. Da die Selenzufuhr über die Ernährung – insbesondere bei veganer Ernährung – oft knapp ausfällt, kann eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein, um sowohl die eigene Gesundheit als auch die des Babys optimal zu unterstützen.
Cholin
Es gibt zu diesem Nährstoff zwar noch keine offiziellen Zufuhrempfehlungen, allerdings weiß man, dass die Sicherstellung einer ausreichenden Cholinzufuhr gerade in sensiblen Lebensphasen sinnvoll ist. Pflanzliche Quellen wie Sojaprodukte oder Brokkoli enthalten zwar Cholin, decken den Bedarf jedoch meist nicht vollständig, weshalb ich auch hier auf eine Supplementierung gesetzt habe.

Die kleinen Freuden im Alltag
Trotz der Müdigkeit, der körperlichen Belastungen und der begrenzten Zeit nehme ich mir bewusst Momente, um diese zweite Schwangerschaft zu genießen und sie auszukosten. Manchmal reicht ein kurzer Blick auf meinen wachsenden Bauch oder die Worte meines Sohnes: "Mama, dein Bauch ist aber schon groß!", um mich daran zu erinnern, welch großes Geschenk ich in mir trage. Diese kleinen Augenblicke sind wie kleine Inseln im Alltag, die mich mit neuer Energie füllen.
Besonders schön finde ich auch, dass mein Sohn langsam versteht, dass in meinem Bauch ein Baby wächst. Manchmal legt er die Hand auf meinen Bauch, spricht mit dem Baby oder kuschelt sich an mich. Solche Momente berühren mich zutiefst und helfen mir dabei, mich dem Hier und Jetzt hinzugeben.
Die Vorbereitungen auf das neue Familienmitglied
Ich weiß noch genau wie es in der ersten Schwangerschaft war: wir haben diverse Listen geführt - von der Auswahl der perfekten Babyausstattung bis hin zur Geburtsvorbereitung. Diesmal läuft das entspannter ab. Wir wissen, was wir wirklich brauchen und was nicht. Ich setze auf die bewährten Dinge, die uns damals geholfen haben und lasse mich von dem Gedanken leiten, dass weniger oft mehr ist.
Natürlich bereiten wir auch unseren Sohn langsam auf die Ankunft seines Geschwisterchens vor. Dabei versuchen wir, ihn einzubinden, ohne ihn zu überfordern. Bücher über das Thema „großer Bruder werden“ und Gespräche darüber, wie schön es ist, ein Geschwisterchen zu haben, helfen dabei, seine Neugier und Vorfreude zu wecken.
Fazit: anders, aber nicht weniger schön.
Diese zweite Schwangerschaft ist in vielerlei Hinsicht anders als die erste – weniger Zeit, mehr Gelassenheit, andere Herausforderungen. Doch trotz aller Unterschiede bleibt eines gleich: Die Vorfreude auf das neue Familienmitglied ist riesig!
Ich bin dankbar für die Erfahrung, diese wunderbare Zeit ein zweites Mal erleben zu dürfen und freue mich auf alles, was kommt: Auf jedes gemeinsame Kuscheln, auf jedes Chaos und auf all die Liebe. An alle Zweit-Mamas da draußen: Lasst euch nicht verunsichern, wenn sich die zweite Schwangerschaft anders anfühlt. Es ist eine neue, einzigartige Reise – genauso besonders wie die erste. ❤️
Mit Liebe im Bauch,
Verena
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